Gehäuse
Konzept: spitzwegerich
Text: Franziska Füchsl, Natascha Gangl, Max Höfler
Musik: Simon Dietersdorfer, Manfred Engelmayr, Anna Hauf
Outside Eye: Asli Kislal
Choreografie: Martina Rösler, Emmy Steiner
Raum, Objekte: Birgit Kellner, Christian Schlechter, Rebekah Wild, Flora Besenbäck, Felix Huber
Produktion, Licht: Felix Huber
Dramaturgie: Alexandra Millner, Birgit Kellner
Performance: Flora Besenbäck, Simon Dietersdorfer, Manfred Engelmayr, Lisa Furtner, Anna Hauf, Emmy Steiner, Rebekah Wild
Sujet Foto: Ulrike Wieser
Pressearbeit: Simon Hajos
Szenen Fotos: Apollonia T. Bitzan
Dort, wo heute Theater gespielt wird, eröffnete Ende des 19. Jahrhunderts das Eldorado, ein Etablissement zum Vergnügen seiner Besucher_innen. Mit dem letzten Teil der mehrteiligen (GEHÄUSE)-Serie verleiht Spitzwegerich dem Theater am Werk am Petersplatz ein erweitertes Raumgedächtnis. Entlang des Mottos, nicht alles, was glänzt, ist Gold, erlebt das Publikum auch die Schattenseiten von diesem Ort und steigt mit jedem Schritt tiefer in das Gewölbe des Eldorados und seiner Geschichte.
Dort trifft man auf den Wassermann, der sein Eldorado zu einer Goldgrube machen will und deshalb auch kräftig anschaffen lässt: So verrichtet dort Anna Leitner ihre Arbeit, die sich ihre hundertachtzig Zentimeter langen Haare als Schutzwand um den ganzen Körper legt. Auch der einem k.u.k. Regiment entwachsene kleinste Mann von Wien hat es in der Riesenklarinette Klari der Großen zu einer neuen Anstellung gebracht.
Ebenso der Gründer selbst, der ehemalige Verwurster vom Schlachthof St. Marx, der sich mit Gedärm und Blut hocharbeitete. Dazwischen ziehen lange und laufende Nasen Sprechmaschinen auf, Wasserwesen und Nixen schwimmen auf verkokste Problembären zu, Hampelmenschen verlieren ihre raumfahrenden Gehirne – und alles sucht: Die richtige Tür zum 1000m2 großen Ballroompool.
Gold, als Material Meister der Formwandlung, scheint von schier unerschöpflicher Ausdauer zu sein. Es kann partout nicht zum Verschwinden gebracht werden, selbst wenn man es sich einverleibt, etwa stamperlweise Danziger Goldwasser. In (GEHÄUSE) AURUM zeigen sich die bisherigen (GEHÄUSE)-Texte von ihrer Goldseite: Anverwandelt verleihen sie einem längst zur Gruft abgestandenen Club im Innern der Wiener Innenstadt das Funkeln, ja den nötigen Glamour zur Wiedereröffnung. Die Stimmen und Figuren aus den vorangegangenen Etappen (GEHÄUSE) EAU-O, (GEHÄUSE) G’SPINST und (GEHÄUSE) GRABEN GRABEN und damit die Texte drei verschiedener Autor_innen gesellen sich zu den Wiedergängern dieses jahrhundertalten Unterhaltungsetablissements, sie kreuzen und überlagern sich zu einem metaphorisch dichten Textgewebe, einem Speicherall, einer Feier des Absurden.